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Was machen wir, wenn der Coronavirus in unser Schlafzimmer schleicht?

Wir leben momentan in einer Ausnahmesituation und ein kleines Virus beeinflusst unser ganzes Leben, so dass es sogar bis in unser Schlafzimmer hinein kriecht. Wie das? Es macht Angst, wenn sich Gewohnheiten plötzlich verändern und wir keinen Einfluss darauf haben.

Wir leben momentan in einer Ausnahmesituation und ein kleines Virus beeinflusst unser ganzes Leben, so dass es sogar bis in unser Schlafzimmer hinein kriecht. Wie das? Es macht Angst, wenn sich Gewohnheiten plötzlich verändern und wir keinen Einfluss darauf haben. Kinder werden nicht mehr in der Schule oder im Kindergarten betreut und fordern Eltern nun den ganzen Tag. Viele Betriebe haben Kurzarbeit oder Homeoffice angeordnet, da sie in gewohnter Form nicht arbeiten dürfen. Zusätzlich grassiert in der Bevölkerung die Angst davor, sich an dem Coronavirus anzustecken. Die, wie ich finde, oft einseitige Berichterstattung tut ihr übriges, um diese Angst anzufeuern. Sorgen vor der Zukunft geben der Angst zusätzliche Nahrung. Viele Paare kämpfen zurzeit damit, dass sie mit einer enormen Portion Stress fertig werden müssen.

Dass Menschen in Krisenzeiten mit Existenz- und Zukunftsangst kämpfen, ist ganz normal. Angst gehört zu den Basisemotionen und äußert sich als Reaktion auf eine konkrete Bedrohung, die durch die Wahrnehmung einer Gefahr ausgelöst wird. Sie zählt, neben Sexualität, zu den stärksten Triebfedern menschlichen Handelns. Wenn gewohnte Strukturen sich plötzlich rasant verändern, wirkt das auf uns bedrohlich und Angst entsteht. Doch Angst  lähmt und frisst sich, wenn wir ihr Raum geben, durch Körper, Seele und Geist.

Ich denke, wir alle haben schon erlebt, dass wir bei Stress und Angst im Alltag überhaupt keine Lust haben, im Schlafzimmer aktiv zu werden. Prof. Dr. Ulrich Clement sagt: „Schon aus rein biologischen Gründen sind die Emotionen Angst und Lust Gegensätze. Wenn eine Situation bedrohlich ist, funktioniert der Fortpflanzungstrieb automatisch nicht mehr. Bei unmittelbarer Gefahr ergibt Sex keinen Sinn.“ Normalerweise flacht der Angstlevel nach kurzer Zeit wieder ab, wenn die Gefahr vorüber ist. Doch zurzeit wird die Angst immer neu angefeuert und äußere Umstände schwappen massiv in unsere Beziehung. Wenn man unter Anspannung steht, fängt vieles an zu nerven, was wir normalerweise tolerieren oder möglicherweise sogar lieben. Wie sehr bleibt der Partner in solchen Extremsituationen noch die Traumfrau oder der Traummann? Wird er oder sie schon zu einem lästigen Übel, das man mit seinen Marotten hinnehmen muss?

Streit um Coronamaske
Photo by De an Sun on Unsplash

Mit der Angst im Nacken, einer ungewohnten häuslichen Situation und vielen Gedanken im Kopf, können wir lange warten, bis sich in unserem Körper das Gefühl der Lust entwickelt. Die größten Hindernisse, um erfüllenden Sex zu erleben, sind unsere Gedanken, die uns umgarnen. Unsere Körper werden nicht reagieren, wenn wir unseren angstvollen Gefühlen selbst Raum geben. Wenn wir unseren Gedanken kontinuierlich mit anderen Dingen füttern oder ein immerwährendes Stoppschild im Kopf besitzen. Dann verpassen wir gemeinsame Intimität, die beide Partner begeistert. Der Appetit auf Sexualität wird nicht entstehen. Die Hirnanhangdrüse unseres Gehirns wird nicht anfangen, Nachrichten an unsere Genitalien zu senden, dass sie sich auf eine sexuelle Begegnung vorbereiten sollen. Die Klitoris und der Penis werden nicht anschwellen und die Vagina wird sich nicht entspannen, um genügend Feuchtigkeit zu produzieren. Wenn unser Kopf keinen entspannten Umgang mit Sexualität hat, macht er keinen Spaß. So ein Sex besitzt nicht die Leichtigkeit eines Liebesspiels. Probieren sie einmal, in eine fest verschlossene Faust den Daumen hinein zu schieben.

Wir müssen uns gut überlegen, wie wir mit der jetzigen Situation weise umgehen, um nicht auch noch unsere Beziehung und unser Intimleben zu gefährden. Wenn ich vor schwierigen Situationen stehe, frage ich mich immer, wie Menschen vor mir klug mit schwierigen Umständen umgegangen sind und sie gelöst haben. Ich schaue in die Bibel und erkenne, dass auch dort Menschen vor der Entscheidung standen, wie sie auf extrem stressige Zeiten reagieren sollten. Durch die ganze Bibel hindurch begegnen wir Menschen, die Angst hatten. Es beginnt mit Adam und Eva, die mit Angst reagieren, nachdem sie von der verbotenen Frucht gegessen hatten. Statt zum Schöpfer zu laufen und den Fehler einzugestehen, verstecken sie sich. Sie hatten Gott zuvor noch nie als strafenden Gott kennengelernt, trotzdem probierten sie seiner Reaktion zu entgehen, indem sie zu einer „Notlüge“ griffen und dem anderen die Schuld in die Schuhe schoben. Diese Angst ist niemals etwas, was Gott für uns Menschen geplant hat. Doch welche Alternative haben wir, wenn die Welt erschüttert wird und wir auch liebgewordene Strukturen aufgeben müssen? In der Bibel lesen wir, dass wir ein gesundes Maß an Gottesfurcht besitzen sollen. Aus dieser Furcht erwächst ein positives Denken und Handeln. Gott ist nicht nur der liebende Vater, sondern auch der allmächtige Schöpfer. Wenn wir ihm mit Ehrfurcht begegnen, dürfen wir seinen Segen spüren und an seiner Weisheit teilhaben.

Im Alten Testament können wir die Geschichte von König Hiskia lesen, dessen Stadt von einem anderen König umzingelt wurde. Durch Boten und Briefe wurde dem König und der Bevölkerung kontinuierlich mitgeteilt, wie ausweglos ihre Situation war. Ähnlich wie bei uns, die wir ständig mit negativen Nachrichten gefüttert werden, hatten auch sie große Angst. Doch die Reaktion des Königs beeindruckt mich. Er breitet den Brief vor Gott aus und betet zu ihm. Er lässt sich nicht von seinen Gefühlen beeinflussen, sondern sucht bei Gott Hilfe, Schutz und Trost. Gott antwortet in dieser scheinbar ausweglosen Situation und die feindliche Armee wird vernichtend geschlagen.

Wie gehen wir mit Angst und Stress um und inwieweit können wir uns, trotz aller Umstände, von Gottes Frieden füllen lassen?

In der Apostelgeschichte können wir  lesen, wie die Jünger mit ihrer Angst umgegangen sind. Immer wieder taucht bei allen Unruhen, denen die Jünger ausgesetzt waren, das Wort „einmütig“ auf. Nachdem Jesus gestorben war, wurde ihre Welt erschüttert und sie mussten auf einmal lieb gewonnene Strukturen aufgeben. Jesus hatte sie gebeten, Jerusalem nicht zu verlassen, bis sie mit Kraft aus der Höhe bekleidet würden (Luk. 11,17). So saßen sie verängstigt, aber einmütig zusammen. Wie die Geschichte weiter geht, wissen wir alle – sie wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und traten mit großer Kraft auf. Ihr gemeinsames Ausharren im Gebet (Apg. 1.14) erfüllte sie schließlich mit Vollmacht.

Ich glaube, dass Gott uns eine Sehnsucht nach einer Verbundenheit zu unserem Partner in unser Herz gelegt hat. Wir suchen nach einem geistlichen, seelischen und körperlichen Erkennen und erkannt werden in einem Gegenüber. Nähe und Vertrautheit in einem sicheren Rahmen zu erleben, löst Freude aus, die das Herz berührt. Ein Glücksgefühl, welches durch und durch geht. Auf Ablehnung – was dagegen Scham und gebrochene Herzen hervor bringt – können wir gut verzichten.

Wenn wir es schaffen, aus unserer Angst herauszutreten, um gemeinsam mit unserem Partner vor Gott zu kommen, werden wir eine Kraft erleben, die uns beisteht. Wir stellen eine gemeinsame Verbindung zu unserem liebenden Vater her und können erleben, wie die Menschen der Bibel auch, durch schwierige Zeiten hindurch geführt zu werden. Jesaja 41. 10: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir! Habe keine Angst, denn ich bin dein Gott! Ich stärke dich, ja, ich helfe dir, ja, ich halte dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit.“

Lassen sie uns nicht ohnmächtig die Dinge hinnehmen, die um uns herum geschehen. Es ist wichtig, dass wir trotz all der Einschränkungen mit unserem Partner Einheit leben. Als Menschen, die durch Gottes Geist mit seiner Weisheit verbunden sind, haben wir die Möglichkeit, auf seine Impulse zu hören und uns mit seiner Kraft füllen zu lassen. Ich bin mir sicher, dass Partner, die gelernt haben, ihren Stress, ihre Angst und sorgenvollen Gedanken an Gott abzugeben, wieder prickelnde Lust aufeinander haben können. Sexualität ist kein starres Gebilde. Sie ist ein fortwährender Prozess, der in Bewegung bleibt. Auf unserem Lebensweg verändern wir uns kontinuierlich. Viele Lernprozesse lassen uns weiter entwickeln, reifen und stärker werden. Durch neue Lebensumstände, werden wir auch in unserer Sexualität manchmal gezwungen, umzudenken und neue Schritte einzuüben. Wenn wir es schaffen, in dieser Zeit entspannt und liebevoll auf einander zu zugehen, Verständnis zeigen, wenn der Partner gereizter reagiert, Möglichkeiten der Aussprache installieren und Oasen für Zweisamkeit schaffen, können sich auch unsere Körper wieder entspannt nähern. Dann kann Sex  auch zu Zeiten von Corona Spaß machen. Es ist immens wichtig, dass Paare sich nicht von gesellschaftlichen und moralischen Zwängen beeinflussen lassen, sondern sich bewusst entscheiden, in welchen Maß sie Sexualität, auch in unruhigen Zeiten ausleben wollen. Dann kann der gemeinsame Sex sogar erfüllend sein und durch dabei ausgeschüttete Körpereigene Endorphine, Stress abbauen.

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Ehefrau, Mutter, Kunsttherapeutin
Ich bin 27 Jahre leidenschaftlich mit meinem Mann verheiratet. Doch mit der Zeit, vielen Kindern und viel Arbeit verkümmerte die Lust im Ehebett. Wir beschlossen etwas zu ändern, lernten dazu und bildeten uns fort und erlebten einen zweiten Frühling.
Unser Wissen geben wir seitdem an Paare weiter und beraten Sie in Fragen zur Partnerschaft und der Sexualität.

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